Altbau-Sanierung: Lüftung ja oder Nein?

Diskutiere Altbau-Sanierung: Lüftung ja oder Nein? im Lüftung Forum im Bereich Haustechnik; Hallo, Wir planen derzeit die Sanierung des Hauses meiner Großeltern (Bj 1957), außendämmung aus Mineralwolle, Anbau, Wohnfläche ca. 200m2. Der...

  1. Xeal

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    Hallo,

    Wir planen derzeit die Sanierung des Hauses meiner Großeltern (Bj 1957), außendämmung aus Mineralwolle, Anbau, Wohnfläche ca. 200m2. Der Keller ist aufgrund fehlender Abdichtung und Grundwasser feucht. Die Wände im EG und OG des Bestandsgebäudes sind jedoch relativ trocken. Die Fenster werden selbstverständlich getauscht (3fach Verglasung). Energieberater und Architekt sind mit der Planung beauftragt.
    Es steht im Raum, ob eine dezentrale Wohnraumlüftung verbaut wird. Was ich daran bisher noch nicht verstanden habe:

    1. Gibt es objektive Kriterien anhand der ich abschätzen kann, ob eine solche Lüftungsanlage notwendig sein wird?
    2. Ist der Einbau einer solchen Anlage eine Frage des Komforts oder zur Vorbeugung von Schimmel evtl. sogar notwendig?
    3. Hat eine dezentrale Lüftungsanlage entscheidende Nachteile?

    Wir sind beide berufstätig, bekommen bald das 2. Kind und leben derzeit noch in einer Wohnung auf 100m2, in der wir jeden Morgen und Abend stoßlüften. Ich kann mir aber nur schwer vorstellen, in Zukunft im Haus jeden Morgen alle Fenster einmal auf und zu zu machen.

    Über eine Einschätzung wäre ich dankbar.
     
  2. #2 Fred Astair, 11.02.2018
    Fred Astair

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    Zu 1. Ja, nennt sich Lüftungskonzept.
    Zu 2. Ergibt sich folgetichtig aus 1.
    Zu 3. Ja, kostet Geld, Platz und Energie

    Nach den Vorteilen hast Du nicht gefragt.
     
  3. Xeal

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    Danke für die Antwort.
    Wer ist denn für die Erarbeitung eines Lüftungskonzepts zuständig? Der Architekt oder der Energieberater?
    Was sind die Vorteile einer solchen Anlage gegenüber manueller Lüftung ;) ?
     
  4. #4 Fred Astair, 11.02.2018
    Zuletzt bearbeitet: 11.02.2018
    Fred Astair

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    Das sollten beide können. Für die Durchführung, sprich die Beauftragung, ist der Bauherr, also Du, zuständig.
    Spontan einfallender Hauptvorteil: Ausschaltung des größten Risikos, des menschlichen Faktors. Dadurch immer ausreichend Frischluft, nie zuviel Feuchte, immer Wohlfühltemperatur, keine unnötige Auskühlung, ...
    Darf beliebig fortgesetzt werden.
     
  5. #5 Gast84552, 11.02.2018
    Gast84552

    Gast84552 Gast

    Dein Architekt plant die Maßnahmen und übernimmt somit im Grunde für die bauphysikalische Planung auch die Verantwortung... dazu gehört auch, dass er euch als Kunden ein stimmiges Lüftungskonzept präsentiert und detailliert erklärt, warum dieses und kein anderes empfohlen/ausgeführt wird - sodenn er dazu in der Lage ist.

    Bei derartig umfangreichen Maßnahmen ist ein Lüftungskonzept unumgänglich. Was da als Ergebnis bei raus kommt, ergibt sich aus den bauphysikalischen Berechnungen. Die müsste man vorliegen haben, um das Konzept zu beurteilen...
    Ein Lüftungskonzept kann theoretisch auch vorsehen, dass die Benutzer zB 6x am Tag überall stoßlüften oder querlüften. Dann muss aber auch über den Tag verteilt dauerhaft und gesichert jemand zugegen sein, der das durchführt - weswegen in der Verantwortung stehende Planer in der Regel davon Abstand nehmen und das der Technik überlassen...
     
  6. #6 Fred Astair, 11.02.2018
    Fred Astair

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    Die Frage ist nur, ob das Lüftungskonzept eine Grundleistung nach HOAI oder eine extra zu vergütende und zu beauftragende Sonderleistung ist.
     
  7. #7 Andybaut, 11.02.2018
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    1. Gibt es objektive Kriterien anhand der ich abschätzen kann, ob eine solche Lüftungsanlage notwendig sein wird?

    Ja, das Lüftungskonzept nach DIN.
    Lüftungskonzept – Wikipedia
    Bei Wohngebäuden ist es Stand der Technik ein solches auszuarbeiten.
    Das ist aber ziemlich sicher eine besonders zu vergütende Leistung.

    Ganz vereinfacht kann man folgendes unterscheiden:
    Reicht die Lüftung aus, damit es nirgends zu Feuchteschäden kommt
    und/oder will man darüber hinaus noch mehr Komfort haben.


    2. Ist der Einbau einer solchen Anlage eine Frage des Komforts oder zur Vorbeugung von Schimmel evtl. sogar notwendig?

    Nein, notwendig vermutlich nur in Sonderfällen, da man die Anforderungen eigentlich immer auch sehr simpel umsetzen kann.
    Also mal angenommen das Konzept erkennt, dass du Luft "nachströmen" lassen musst, damit es keine Feuchteschäden gibt.
    Dann kannst du vereinfacht gesagt "Löcher" in den Fensterrahmen vorsehen und die Anforderungen sind erfüllt,
    oder du machst das "eleganter".
    Lüftungskonzept – Wikipedia


    3. Hat eine dezentrale Lüftungsanlage entscheidende Nachteile?

    Vorteile:
    Man muss nicht jeden Tag händisch lüften, hat immer gute CO2 Werte in der Wohnung, führt Schadstoffe ab,
    wacht morgens auf ohne den Pups des Partners aus der Nacht zu riechen.

    Nachteile:
    kostet Geld, man muss gelegentlich Filter wechseln und hat bei zu starker Lüftung im Winter evtl. trockene Luft.

    Aus eigener Erfahrung:
    Die Vorteile überwiegen für mich. Ich würde die Lüftung nie mehr hergeben. Die trockene Luft habe ich nicht,
    da die Lüftung bei mir auf maximal Feuchteschutz im Winter läuft und dennoch die Luft immer angenehm "frisch" ist.
     
  8. #8 Fritz531, 12.02.2018
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    Nein, ist es nicht.
     
  9. #9 ReihenhausMax, 13.02.2018
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    Warum dezentral? Wir haben bei unserem RMH die Flexrohre in Zimmerecken oder neben dem Kamin nach unten geführt und vom Drempel aus das 1. OG versorgt. Verkleidung hab ich dann selber gemacht. D.h. nirgends Deckenabhängung nötig (wie das die Pfeife von Energieberaterin und Architektin und ihr erster Heizungs-/Lüftungsbauer als machen wir immer so Lösung angedacht hatten).
     
  10. #10 Fritz531, 13.02.2018
    Zuletzt bearbeitet: 13.02.2018
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    Dezentral hat den Vorteil, dass ich den Außenluftvolumenstrom besser der jeweiligen Raumnutzng anpassen kann.
    das ist doch bei der zentralen Anlage genau so. Die tockene Luft hängt mit den Volumenstrom zusammen und nicht mit der Anlagenkonfiguration.
    Ist es eigentlich notwendig andere Personen zu beleidigen?
     
  11. Xeal

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    Zunächst einmal vielen Dank für eure Antworten.

    Hat man bei der Dimensionierung einer dezentralen Anlage Spielraum? Muss in jeden Raum ein Lüfter oder genügten z.B. 2 pro Etage (saugen / schieben in einer Etage im gegenseitigen Wechsel) ?

    Positioniert man diese Lüfter geschickterweise in den Räumen, die am stärksten von Feuchtigkeit belastet sind, also z.B. Schlafzimmer, Küche, Bad?

    Sind die Geräusche der Lüfter in einem Schlafzimmer denkbar oder sollte man das eher vermeiden? Insbesondere im Schlafzimmer sind die Argumente Geräusche vs. Feuchtigkeit gegenläufig.

    Als Alternative wurde mir gestern noch ein automatisch lüftendes Fenster mit Wärmerückgewinnung empfohlen (Hersteller darf ich ja nicht nennen). Gibt es mit dieser Technik Erfahrungen?

    Viele Grüße
     
  12. #12 bauspezi 45, 14.02.2018
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    der ganze Quatsch kostet nur ein Haufen Geld, und wird nur Probleme machen.. keinesfalls "alles dicht" machen dann braucht man keine Lüftungsanlagen.
     
  13. #13 Fritz531, 14.02.2018
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    Der Informationsgehalt solcher Ausgagen ist wirklich phänomenal.
    Diese Hütten bei denen " nicht alles dicht ist" kenne ich zu Genüge. Das sind oft zugige Buden in den teilweise Luftbewegungen deutlich über 0,2m/s anzuteffen sind (gemessen). Bei solchen Aussagen stelle ich mir doch manchmal die Frage ob da nur das nicht ganz dicht ist.
    Und von Bauschäden durch Konvektion Undichtigkeiten in der Gebäudehülle) sind wahrscheinlich auch nur eine Verschwörungstherorie.
     
  14. #14 Fritz531, 14.02.2018
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    Das ist pauschal nicht zu beantworten. Als erstes muss festgelegt werden, welche Lüftungsstufe erreicht werden soll: Luftung zum Feuchteschutz, reduzierte Lüftung oder Nennlüftung. Dann sind die Volumenströme festzulegen. Personenbezogen kann man von 30m³/h ausgehen. Die Luftverteilung erfolgt dann von Zulufträumen (Wohnen, Essen, Schlafen, Kind) über die Überströmräume (Flure) zu den Ablufträumen (Sanitärräume, Küchen, Abstellräume). Nur dadurch ist eine ausreichende Durchströmung der Wohnung mit Frischluft gewährleistet. Ein qualifiziertes Lüftungskonzept ist hierfür unbedingt notwendig.
     
  15. #15 bauspezi 45, 14.02.2018
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    Das Problem liegt an der Verunsicherung der Mieter/Eigentümer über das "richtige" Heizen/Lüften
    durch die neuerlichen Wichtigtuer die alles besser wissen wie man es machen sollte.
    Jede Wohnung hat so ihre Eigenarten/ Bedingungen . Eingefleischte Mieter/Eigentümer wissen automatisch was richtig ist.
    Die ewig Ansage der Energie Einsparung sollte nicht durch weniger Heizen niedrigeren Temperaturen in der Wohnung umgesetzt werden, sondern durch eine neue effektiv eingestellte Heizung erreicht werden.
     
  16. #16 Fritz531, 14.02.2018
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    schön wäre es. Dann bräuchte ich in der Winterzeit nicht unzählige Schimmelgutachten zu erstellen. Dabei muss man aber auch einräumen, dass einige auf bauliche Mängel zurückzuführen sind. Leider wissen die meisten Leute nicht wie richtig gelüftet wird !!! Allein zu versuchen die Abhängigkeit von Raumlufttemperatur und rel. Luftfeuchtigkeit zu erklären, ist oft eine recht mühselige Angelegenheit.
    Wenn Du die entsprechenden Beiträge richtig lesen würdest, müsste Du erkennen, dass es in den wenigsten Fällen um Energieeinsparung,und schon gar nicht um weniger heizen geht. Das weniger Heizen wird hier doch von keinem Fachmann ernsthaft gefordert.
     
  17. #17 Fred Astair, 14.02.2018
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    @bauspezi 45
    Du scheinst die wichtigsten Entwicklungen der Baukunst in den letzten zwanzig Jahren verschlafen zu haben.

    Die Häuser und auch die Mietwohnungen, auch die im Bestand, sind dermaßen dicht geworden, dass die althergebrachte Fugenlüftung nicht ausreicht um wenigstens den Feuchteschutz zu gewährleisten. Neue Außen- und WE-Türen und neue Fenster sorgen dafür, dass fast nichts mehr ungewollt rein oder rauskommt. Da reicht das oft propagierte zwei- oder dreimalige Querlüften längst nicht aus. Ganz davon abgesehen, dass das bei den meisten von mir besuchten Feuchteschäden nur eine Schutzbehauptung der Nutzer ist, wenn ich die dekorativ vollgestellten Fensterbänke sehe.
     
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